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Mittwoch, 1. Mai 2024
LEGO-Autos im Maßstab 1:87 Drucken E-Mail
Geschrieben von Martin Winterle   

Heft bestellen - LEGO-Autos im Maßstab 1:87

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Die ersten Generationen der LEGO-Spieler sind zwischenzeitlich erwachsene Männer geworden. Lebendig in Erinnerung geblieben ist aber den spielenden Knaben der 1950er/60er, eine Serie von kleinen Spielzeugautos aus dem Hause LEGO. Heute, ein halbes Jahrhundert später, stellen diese Miniaturen begehrte Sammlerstücke dar.

Die kleinen, einfachen Spielzeugautos, bieten in der Tat, all das, was einerseits ein lohnenswertes Sammeln und andererseits ein interessantes Forschen ermöglicht:

1. Ein längst abgeschlossenes Sammelgebiet, das nur eine sehr kurze Produktionsphase hatte.
2. Eine Basis, die lediglich aus 13 Personenwagen, 3 Kleintransporter, 10 Lastautos, 2 Sattelzügen und 4 Anhänger an Grundmodellen besteht.
3. Es ist heute noch genug Standardmaterial auf Börsen und im Internet vorhanden, um diese Leidenschaft aktiv zu starten.
4. Ein reichhaltiges Spektrum an Ausführungs- und Farbvarianten, lassen eine zwar intensive aber dennoch überschaubare Forschung zu.
5. Die Möglichkeit, seine Kollektion nach oben hin, mit wirklich exklusiven, hochpreisigen Pretiosen zu krönen, ist gegeben.
6. Eine Palette von bestens passendem Zubehör, welches zur Zeit der Produktion dieser Miniaturen, für einen hohen und vor allem kreativen Spielwert sorgte.
7. Lego-Autos stellen, durch ihre geringe Größe, keine besonderen, räumlichen Anforderungen an den Sammler.
8. In gedruckter Form und im Internet stehen umfassende Informationen als Sammelgrundlage und zum Studium zur Verfügung.


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Vom Erscheinen der ersten Modelle 1955/57 bis zur Produktionseinstellung der letzten im Jahre 1968, vergingen gerade einmal 13 Jahre. Die Tatsache, dass bereits das erste Modell, ein Lastwagen nach Bedford Vorbild war, dem später mit Morris, Jaguar und Vauxhall, PKW- Modelle nach englischen Vorbildern folgten, lässt den Schluss zu, das der Export der bunten Steine und ihrer Miniautos nach England von LEGO forciert wurde. Mit Ausnahme von je einem italienischen und französischen Modell, dominierten deutsche Automobile als Vorbilder. Der Nachfolger das Bedford Lasters ab 1964 war beispielsweise der Mercedes-Benz LP322. Einen Überblick über alle Basismodelle, bietet die anschließende, von mir erarbeitete, Aufstellung.

Die LEGO-Autos fühlen sich in der Hand übrigens gleich, wie die berühmten LEGO-Steine an.


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Die Nummerierung änderte sich im Laufe der Jahre. Wurden zu Beginn 200er Nummern vergeben, war es in der Folge die Serie 600. Die vierstelligen Nummern 1200 sind eher als Alternative zu den älteren 200ern zu sehen.

Bis auf die ersten Serien des VW Busses, die auch länger als die späteren ausfielen, waren alle Modelle verglast und hatten durchgezogene Achsen mit Radscheiben aus Metall. Die Farbgebung unterscheidet sich ebenfalls von der Machart her grundlegend in lackierte und durchgefärbte Varianten. Neben den Standardfarben wie weiß, grau(diverse Töne), schwarz, kobaltblau, mittelblau, rot gibt es nach zahlreiche weitere, darunter auch Metalliclacke, die rückschauend aber eher an die damals üblichen Brünierungen, als an einen Metalleffekt heutiger Vorstellung, erinnern. Bereits produktionsbedingt kamen so zahlreiche Farbnuancen in den Handel. Teilweise schwer, und am besten bei Tageslicht, zu unterscheiden sind die Farben Schwarz, und das sehr dunkle Kobaltblau. Nicht jedes Modell wurde in der ganzen Farbpalette angeboten. Generell können beide Varianten vergilben bzw. ausbleichen, wodurch wieder neue Farbnuancen entstehen.

Alle Volkswagen Transporter, Pritschenwagen und Busse wurden interessanterweise immer zweifarbig produziert. Daraus ergeben sich etliche Farbkombinationen.

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Wie bei allen anderen Plastikspielwaren auch, blieb der kindliche Spielbetrieb nie ohne Folgen. Abschabungen, Risse und Abbrüche waren die logische Konsequenz. Die Personenwagen hatten eingesetzte Scheinwerfer, die gerne eigene Wege gingen. Ein wirklich guter Ersatz für verloren gegangene, ist nicht am Markt. Die angebotenen Nachgüsse sind meist mangelhaft.

Einige Fahrzeuge waren auch Bestandteil von begehrten Geschenkpackungen wie Volkswagen Service & Verkauf sowie Tankstellen von Shell und Esso. Solche Geschenkpackungen können, wenn die Verpackung in gutem Zustand erhalten blieb, mehrere hundert Euro kosten.

Es gibt von mehreren VW-Modellen Werbemodellausführungen, die sehr wertvoll, und schwer zu bekommen sind. Ausgenommen vielleicht die beiden häufigeren Philips-Variationen von VW Transporter und dem Mercedes-Benz LP322 Sattelzug. Den blau/gelben Bedford Möbeltransporter benützte LEGO auch zur Eigenwerbung.

Da die VW-Käfer-Modelle, von denen die ersten Ausführungen länger als die späteren waren, in den Originalfarben von Volkswagen angeboten wurden, wäre die Frage, ob diese, wenigstens teilweise auch als Werbemodelle Verwendung fanden, interessant. Diese Käfer lassen sich auch, nach unterschiedlichen Bodenplatten und Stoßstangen sammeln. Als mögliche Vorserien, oder wenigstens sehr baugleich, gelten Modelle in derselben Baugröße von Tekno und Pilot. Den ersten Modellen wird auch ein Naheverhältnis zu Wiking nachgesagt.

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 Der Preis für ein PKW Modell lag in Österreich um 1965 bei 7,50 Schilling, in Deutschland bei 1,- Mark. Das war exakt gleich viel Geld, wie auch für eine kleine Schachtel LEGO Steine zu bezahlen war. Diese LEGO Autos entstanden ursprünglich aus einer Nachfrage nach passenden Zubehör für die LEGO Steine, um die Spielmöglichkeiten auszubauen. Rechnet man den seinerzeitigen Gestehungspreis um, so kostete ein kleines Modell rund fünfzig Cent. Heute beginnen die Preise für ein bespieltes aber komplettes Modell bei etwa dem 20-fachen Preis. Raritäten wie ein schwarzer Jaguar E-Type oder ein roter Vauxhall Victor Estate kosten, in der Originalverpackung mit Beipackzettel locker einen vierstelligen Betrag, VW-Transporter mit seltenem Werbeaufdruck kommen in etwa gleich teuer. Eine extrem seltene schwarze Variante des FIAT 1800 erreichte bei einer Auktion im Internet sogar 3.000,- Euro!

Eine ausgeklügelte Spielidee stellte eine Garage dar, die es als eine, von mehreren Arten, der Verpackung gab. Im Spielbetrieb konnte diese Garage beispielsweise mit LEGO-Steinen umbaut, und so in der Tat – zu einer Garage mit öffnendem Tor werden. Die Garagenbox war original mit einer blau/roten Banderole längsseits überzogen, welche neben dem LEGO-Logo auch das verpackte Modell nebst Nummer verriet. Unter dem Modell pries ein kleiner, gefalteter Beipackzettel, weitere lieferbare Modelle an.

Alternativ zu den Garagenverpackungen, wurden kleine Kartönchen, mit Inhaltsaufdruck noch weiterer verfügbarer Modelle, als Einzelverpackung verwendet. Ein seitliches Sichtloch ermöglichte das einfache Erkennen der Farbe des verpackten Modells, ohne den Karton öffnen zu müssen. Für Dänemark waren solche Verpackungen für die Bedford LKW-Typen auch mit Esso-Werbeaufdruck im Umlauf.


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Da es auch Händlerkartons mit 5 bzw. 10 farblich immer gleichen Modellen gab, können bei weitem nicht so viele Modelle mit Karton bzw. Garage existieren, als lose. 24- teilige VW Käfer-Verkaufsdisplays wie in Dänemark, der Heimat der kleinen Modelle, gab es bei uns nicht.

Eine für den perfekten Spielbetrieb unerlässliche Straßenverkehrsplatte war ab 1955 im Angebot, in deutlich verbesserter Form, dann ab 1960. In die, roten bzw. grünen Felder, zwischen den Straßen, sollten, konnten, durften, Gebäude aus bunten Legosteinen, nach Vorlage oder eigener Phantasie gebaut, eine Stadt imitieren. Für einen geregelten Verkehrsablauf sorgten ein Verkehrszeichen- und Straßenlampenset. Ein heute ebenfalls sehr rares Set, besteht aus drei bzw. vier Polizisten mit verschiedenen Handstellungen und einer Verkehrsampel. Während weitere Figuren nie angeboten wurden, gab es verschiedenfarbige Fahrradfahrer sowie Motorroller und Motorräder, auch mit Beiwagen, ebenfalls immer mit Besatzung.

Literarisch gibt es, abgesehen von ihrer Behandlung als Nebengebiet bzw. Fachartikel zum Thema, für den Sammler, der sich ernsthaft diesen kleinen, liebenswerten Autominiaturen verschrieben hat, nur ein empfehlenswertes, echtes, leider schwer zu bekommendes, Standardwerk: Dr. Richard Haussmann, LEGO-Modellautos der 50er und 60er Jahre. Erschienen 2008 im Eigenverlag.

Extrem rar ist eine Litfaßsäule mit dem LEGO- Logo auf der Sockelunterseite, worüber keinerlei schriftliche Aufzeichnungen existieren. Ein alter Sammlerfreund von mir, ist der einzige, mir bekannte Besitzer einer solchen, und selbstverständlich spielt er damit ...

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